Kläranlage plus Photovoltaik ergibt saubere Energie


Die Stadt Neuwied und ihre Servicetriebe sind umtriebig, was Energiewende und Klimaschutz angeht. Neben dem klimafreundlichen Umstieg auf Elektrogeräte zur Grünpflege und zahlreichen Projekten zur Förderung der Artenvielfalt, beispielsweise der Anlage von Bienenwiesen, wurde im vergangenen Jahr ein weiteres Projekt umgesetzt, das Ende Januar bei einem Besuch von Klimaschutzministerin Eder offiziell in Betrieb genommen wurde: Eine PV-Anlage – aber keine gewöhnliche Dachanlage und auch keine Freiflächen-Anlage, sondern eine Faltdachanlage, die über der Kläranlage installiert wurde. 

Einfache Wartung und Wetterschutz

Die faltbare Solaranlage über dem Klärwerk Neuwied.
Die faltbare Solaranlage über dem Klärwerk Neuwied überspannt eine Fläche von 1600 Quadratmetern.

Das Faltdach bedeckt eine Fläche von insgesamt 1600 Quadratmetern und wurde so konzipiert, dass die Bewirtschaftung der Kläranlage nicht beeinträchtigt wird: Mit großen Abständen zwischen den Stützen und einer lichten Höhe von fünf Metern. Die Möglichkeit, es ein- und auszufahren, erleichtert Wartungsarbeiten auch an den Klärbecken. Sensoren sorgen dafür, dass das Dach bei Hagel oder Sturm automatisch eingefahren und in einer überdachten „Garage“ geparkt wird. So sind die Module vor Wetterschäden geschützt. 

Als erste Anlage ihrer Art in Deutschland wurde die Solarfaltdachanlage über der Kläranlage Neuwied 2023 mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichnet. „Das Leuchtturmkonzept der Servicebetriebe Neuwied animiert zur kommunalen Implementierung Erneuerbarer Energien", so die Begründung der Jury. 

Vorteile für Klima und Kommune

Die Anlage soll rund 180.000 Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen. „Damit kann der Anteil des eigens produzierten Stroms um neun auf 24,5 Prozent erhöht werden“, erklärt Klaus Gerhardt, Geschäftsfeldleiter der Servicebetriebe Neuwied. Der nachhaltig erzeugte Strom kommt nicht nur dem Klima, sondern auch den Bürgerinnen und Bürgern zugute: „Die neue Anlage senkt die Betriebskosten und trägt dazu bei, dass die Gebühren bezahlbar bleiben“, ergänzt Gerhardt. Ein weiterer Vorteil: Es wurden keine zusätzlichen Flächen verbaut, da die Anlage über dem Klärwerk installiert wurde. 

Die ersten Erfahrungen aus dem Probebetrieb seit Dezember 2023 sind positiv: „Trotz der Witterungsbedingungen hat die Anlage bisher rund 5500 Kilowattstunden Strom produziert“, erklärt Geschäftsfeldleiter Klaus Gerhardt. 

Nachahmer-Projekte bereits geplant

(v.l.n.r.) Geschäftsfeldleiter Klaus Gerhardt, SBN-Vorstand Stefan Herschbach und Bereichsleiter Joachim Kraus freuen sich über die Auszeichnung mit dem renommierten „Deutschen Solarpreis 2023“.
(v.l.n.r.) Geschäftsfeldleiter Klaus Gerhardt, SBN-Vorstand Stefan Herschbach und Bereichsleiter Joachim Kraus freuen sich über die Auszeichnung mit dem renommierten „Deutschen Solarpreis 2023“.

Das knapp eine Million Euro teure Pilotprojekt wurde vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium mit 425.000 Euro gefördert. Denn, so SBN-Vorstand Stefan Herschbach: „Ohne eine Förderung wären solche Anlagen nicht wirtschaftlich zu betreiben, da die Kosten je Kilowattstunde deutlich höher sind als bei einer Freiflächenanlage.“ 

„Eine Technik, die zwar deutlich teurer ist als eine stationäre Anlage“, bestätigt Klaus Gerhardt, „aber wir gehen davon aus, dass das Solardach 25 Jahre in Betrieb sein wird." Nach zwölf Jahren soll die Anlage dann kostenlos Solarstrom liefern. 

Nachahmer sind bereits in Sicht: In Stuttgart, Oberndorf, Langen und Erkelenz sind ähnliche Anlagen geplant. Und auch in Neuwied plant man weiter, was die Umstellung auf Erneuerbare Energien betrifft: Aktuell werden Standortanalysen für 32 Windkraftanlagen durchgeführt und auch weitere PV-Anlagen sind bereits projektiert.